Es war ein denkwürdiger Tag.
Zuerst trafen sich die meisten Mitglieder unserer Gilde auf der Insel Theramore, um uns vor der malerischen Kulisse der Burg vor eigens eingeladenen, flinken Malern portraitieren zu lassen. Natürlich ließen es sich unsere magisch begabten Mitglieder nicht nehmen, währenddessen den ein oder anderen Wetterzauber zu veranstalten.
Dann ging es im Eilschritt nach Southshore und von dort ins Kloster. Wir waren genau in voller Gruppenstärke: unser Vorzeigepaladin Eusebio, Irylynn, die knuffigste Magierin von ganz Azeroth, Diastrie mit ihrem Begleiter Zars (der mir leider bei Aufnahmen ständig das Gesicht abschleckte), unser aller Juwel Majesticx sowie meine Wenigkeit als Chronist und Guide.
Bereits der Hinweg deutete an, dass unsere Gilde, nun, sagen wir: zuweilen etwas ungewöhnliches Verhalten an den Tag legt. Eine dieser Eigenarten heisst: Sterben vor Betreten der Instanz. Nachdem sich Fritzwalter bei Burg Stromgarde bereits alle Mühe gegeben hatte, legte sich diesmal Maj wenige hundert Meter vor dem Kloster mit Totenkopf-Wachen (die mit dem ??-level) an. Die anderen sprangen ihr bei und gerieten damit ebenfalls in PvP-Status. Wie wunderte ich mich, beim Kloster angekommen, als ich mich umdrehte und hinter mir gähnende Leere entdeckte, in der langsam Irrlichter auftauchten.
So ging es also bereits mit leicht ramponierter Rüstung hinein ins Kloster. Als erstes stürmten wir die Bibliothek, wo nicht nur der Schlüssel zu den anderen Instanzen und die Bücher, sondern mit Hundemeister Lokse der erste der vier Gegner der Hauptquest wartete. Hier rächte es sich, dass wir zwar Heiler und Magier dabei hatten, jedoch keinen richtigen Tank. Zudem machten wir den Fehler, gleich auf den Meister zu gehen, anstelle erst die Hunde zu töten. Es kam, wie es kommen musste: wir starben.
Auch dies scheint eine interessante Eigenart von Celeb Rana zu werden: gleich zu Anfang ein ungeplanter Massensuizid, um dann zu unglaublich hervorragenden Teamwork aufzulaufen. Denn nachdem wir wieder in unsere Körper zurückgekehrt waren, stürmten wir gnadenlos den Rest der Bibliothek samt Hundemeister und rafften alles an uns, was wir tragen konnten. Aus Zeitgründen sparten wir uns die Waffenkammer mit der gewaltigen Halle des Helden Herod und nahmen uns gleich den schwersten der drei Klosterteile vor: die Kathedrale.
Unsere Taktik war fantastisch schlüssig und exzentrisch zugleich: in Gängen verwandelte unsere bezaubernde Irylynn jeweils den linken Gegner in ein Schaf (was der Geisteshaltung dieser Mönche durchaus entgegen kam), während ich den rechten mit dem Mal des Jägers belegte. Letzterer wurde dann mit einem Lähmschuss benebelte, während Diastrie und ich unsere Raubkatzen auf ihn hetzten. Unser Paladin Eusebio und Maj koordinierten die Heilung. Die Exzentrik kam bei dem Garten sowie der Kathedrale selbst zum Ausdruck. Maj schlich sich an jeweils einen Mönch oder kleine Gruppen von zwei bis drei Gegnern heran und versetze sie mit lasziven Gesten und einem Wackeln ihres Hintern in unkontrollierte Raserei. Lag es an dem umwerfenden Aussehen unserer Gildenchefin? An dem zölibatär-ausgehungerten Zustand der Mönche? Oder gar beidem? Jedenfalls stürmten sie ihr einfach hinterher und wurden so in unseren Hinterhalt gelockt.
Dort erwarteten sie nicht nur Schwerter und Pfeile, sondern als Overkill Irylynns nackte Füße. Unsere Magierin hatte aus uns völlig rätselhaften und nicht nachvollziehbaren Gründen im Laufe der Instanz ein Kleidungsstück nach dem anderen von sich geworfen. Transpirierte sie so stark, weil sie sich ein wenig vor ihrer ersten Instanz fürchtete? Oder wollte sie Maj beim Einsatz der Waffen einer Frau nicht nachstehen? Oder verfügen Magier über spezielle olfaktorische Zauber? Jedenfalls hatten die kleinen Füße große Wirkung: ein Gegner nach dem anderen segnete das Zeitliche.
So räumten wir nach und nach die Kathedrale leer, bis nur noch Kommandant Mograine übrig blieb. Es gelang uns ihn zu töten, doch danach tauchte erwartungsgemäß die Hochinquisitorin Whitemane auf, belebte ihn wieder und griff uns zusätzlich an. Zwei Elitegegner mit Stufe 42 zusammen, nachdem wir bereits ein wenig geschwächt waren – das war hart. Doch das fast unmögliche gelang: wir töteten beide. Lediglich euer Chronist zog den Kürzeren, als er den Kommandanten nach dem Tod seines geliebten Tiers auf sich lenkte und aufgrund des erhöhten Kampfstresses der beiden Heiler keine Rettung erfuhr – auch die Aktivierung des Totstellens kam zu spät. So wurde der Tod von Mograine als letzter ausstehender Quest bei mir leider nicht gewertet.
Dennoch war es eine tolle Leistung, grade auch mit Eusebio, der – wenn ich mich recht entsinne – auf Stufe 32 war, zusammen das Kloster erfolgreich gestürmt zu haben. Die Anspannung entlud sich in wilden Tänzen und Exzessen auf und um den Altar herum, über die näher zu berichten mir meine Schicklichkeit verbietet. Ich bin jedenfalls froh, dass Eusebio nach dem kurzfristigen Ausstieg eines anderen Gildenweibs an meiner Seite war, da ich sonst als einziger Mann allein unter starken, wilden Frauen gewesen wäre und meine alchimistischen Fähigkeiten bei der Herstellung gewisser blauer Tränke begrenzt sind.
Seien wir also gespannt auf die nächsten Herausforderungen, denen sich die Gilde stellen wird. Freuen wir uns über gnadenlos gutes Teamwork und fairen Umgang aller Mitspieler, das das gemeinsame Spielen zu einem Genuss macht. Und ich bin sicher, dass wir die Timingprobleme zu Anfang der größeren Quests mit wachsender Erfahrung in den Griff bekommen.
Auf die Wanderer des Silbermondes!
(Nachtrag: Vier der fünf Screenshots stammen von Maj, vielen Dank!)